Projektbesuch in Kambodscha

Im Juli besuchten wir unseren Projektpartner BIPA in Mondulkiri im Osten Kambodschas. Unmittelbar nach unserer Ankunft trafen wir uns mit Neth Prak, dem Geschäftsleiter von BIPA. Als wir ihn nach der aktuellen Situation betreffend Landwegnahme durch Kautschukfirmen fragte, legte er eine weisse Serviette flach auf den Tisch und begann, darauf die wichtigsten Akteure und die aktuellen Prozesse zu skizzieren. Nach 20 Minuten war die Serviette blau bemalt und uns wurde klar, dass die indigenen Bunong-Bauernfamilien nach wie vor von allen Seiten bedrängt werden. Während in den letzten 10 Jahren die unrechtmässige Landwegnahme durch Kautschukfirmen und der damit verbundene Verlust ihrer Existenzgrundlage das Hauptproblem waren, sind es heute die Landkäufe durch private Spekulanten.

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Was hier wie ein Wald aussieht, ist eine Kautschukplantage in Mondulkiri, Kambodscha. Kilometerweit fährt man hier durch Kautschukplantagen. Auf diesem Land bewirtschafteten früher die Indigenen Bunong in traditioneller Weise ihre Felder. Sie haben in den letzten 10 Jahren sehr viel Land an internationale und nationale Kautschukunternehmen verloren – unrechtmässig und mit fatalen Folgen für ihre Gemeinschaft.

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Einige Bunong arbeiten heute für diese Firmen, um ihre Familien unterhalten zu können. Für einen geringen Lohn stehen sie um 2 Uhr früh auf, um die Bäume zu ritzen und später den Kautschuk zu gewinnen. Für die allermeisten Bunong hat der Kautschuk sehr viel Leid gebracht. Sie haben unrechtmässig ihr Land und damit ihre Existenzgrundlage verloren und die Gemeinschaft ist in grosse soziale Probleme gestürzt.

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Unsere Partnerorganisation BIPA unterstützt die Bunong dabei, mit alternativen landwirtschaftlichen Methoden eine neue Existenzgrundlage zu entwickeln. Dazu gehört diversifizierter biologischer Anbau ebenso wie der Anbau von Cashcrop wie Pfeffer, Kaffee und Avocados zur Erwirtschaftung eines Einkommens.

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BIPA besucht die Bauern in ihren Dörfern und auf ihren Feldern, die zum Teil weit abgelegen sind. Dort schulen sie die Bauern in den neuen Methoden und begleiten sie beim Anbau neuer Produkte.

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Was hier aussieht wie die Anwendung chemischer Pestizide beim Anbau von Pfeffer, ist die Verwendung eines biologischen Flüssigdüngers, dessen Herstellung der Bauer von BIPA gelernt hat.

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Mit Kuhdung und verschiedenem Grünzeugs wird auch organischer Dünger für den Pfefferanbau produziert.

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Zusammen mit BIPA erarbeiten die Bunong aber auch Strategien, um weiteren Landverlust zu verhindern. BIPA hat erkannt, dass es dafür nur eine Lösung gibt: Ungenutztes Gemeinschaftsland muss so rasch als möglich landwirtschaftlich bebaut werden. Nur die Nutzung ihres Landes gibt ihnen eine Chance, sich vor dem Landraub durch Firmen und andere Spekulanten zu schützen. Hier pflanzt ein Bauer Kaffee bis an die Grenze einer grossen Kautschukplantage.

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Damit die Bauern ihr Land mit entsprechenden Pflanzen bebauen können, hat BIPA eine grosse Menge an Setzlingen gezogen, welche die Bauern zu einem geringen Preis oder kostenlos beziehen können. Nur so wird die Umstellung auf die neue Landwirtschaftsform gelingen, ohne dass es zu spät ist.

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Kaffee, Cashew, Avocado, Passionsfrucht, Pfeffer und verschiedene Gemüse: Insgesamt hat BIPA bereits 200’000 Setzlinge gezogen und verteilt. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Die Bauern, die mit BIPA zusammenarbeiten, müssen sich für die Vergabe solcher Setzinge zuvor melden und sie an einem bestimmten Tag abholen.

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BIPA führt ganz genau Buch darüber, wer wie viele und welche Setzlinge bestellt hat und welche er/sie nach Hause bringt.

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An diesem Tag kommen Frauen und Männer, Junge und Alte auf die Farm von BIPA. Es ist ganz offensichtlich ein sehr grosser Tag für sie.

Alle helfen mit. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier eigentlich um eine „Anbauschlacht“ handelt, hat uns die friedliche, gemeinschaftliche und fröhliche Stimmung am Tag der Setzlingsverteilung ganz besonders beeindruckt.

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Bevor die Bauern die Setzlinge nach Hause bringen, informiert sie BIPA über die wichtigsten Dinge, die vor und nach dem Anpflanzen zu beachten sind.

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Eine weitere Aktivität, die BIPA begonnen hat, ist die Honigproduktion. Die traditionelle Honiggewinnung der Bunong ist heute nicht mehr nachhaltig. Das hat BIPA erkannt und testet nun nachhaltige Formen, um diese später an die Bauern weitervermitteln zu können.

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Die Bienenstöcke wurden in einem Wald nahe der Grenze zu Vietnam aufgestellt. Hier steht BIPA neben einem Krater einer Bombe, die während dem Vietnamkrieg von den USA abgeworfen wurde. Diesen Wald gilt es heute zu beschützen, jetzt aber nicht mehr vor Bomben, sondern vor der Übernahme durch grosse Firmen und Bodenspekulanten. Der Wald ist für die Bunong heilig und hat eine wichtige spirituelle Bedeutung.

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Die kambodschanische Regierung hat eine Strasse bis an die vietnamesiche Grenze gebaut, um diese besser kontrollieren zu können. Eine solche Strasse öffnet natürlich auch Tür und Tor für illegales Holzfällen und für die Erschliessung neuer Flächen für den Anbau von Kautschuk. Deshalb müssen die Bunong auch hier dafür sorgen, das Land möglichst gut zu nutzen und anderen Interessenten zuvorzukommen.

Eine Bäuerin, die ein solches Stück Land zu bebauen begonnen hat, zeigt BIPA, wie sie dies tut und wie die Landsituation aktuell aussieht. Gemeinsam besprechen sie die zukünftige Strategie.

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BIPA trifft sich regelmässig im Büro und hält dort mit verschiedenen Gruppen ihrer Mitglieder Sitzungen ab, um die nächsten Aktivitäten und das weiter Vorgehen zu besprechen und zu koordinieren.

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Die Beteiligung der anwesenden Bauern und Bäuerinnen ist beeindruckend.

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Der Wille der Bunong, ihre Eigenständigkeit zu behalten und ihre Zukunft selber bestimmen zu können, ist ungebrochen.

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Neth Prak (rechts), der Geschäftsleiter von BIPA, und sein Team leisten eine grossartige und in ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzende Arbeit. Wir wünschen ihnen weiterhin alles Gute!