INDIGENE JUGENDLICHE IN ZWEI LEBENSWELTEN

Immer mehr indigene Jugendliche ziehen für ein Studium in die Stadt. Jedoch ist es für sie in vielerlei Hinsicht eine grosse Herausforderung.

Peru indigener Jugendlicher

Indigene Jugendliche zwischen zwei Lebenswelten

Unsere Partnerorganisation FENAMAD (Federación Nativa del Río Madre de Dios y Afluentes) arbeitet im peruanischen Amazonasgebiet mit indigenen Studierenden, die für ihr Studium in die Stadt ziehen müssen. Auch arbeitet sie mit Sekundarschülern und Sekundarschülerinnen. Die höhere Schulbildung bedeutet eine grosse Chance für die Jugendlichen selbst wie auch für die indigenen Gemeinschaften. Deshalb setzt FENAMAD an verschiedenen Schnittstellen an und unterstützt die Jugendlichen und Kinder beim Zugang zu Bildung und darin, sich weitere soziale und interkulturelle Kompetenzen anzueignen. 

Fotoreportage aus dem Projekt in Peru

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Immer mehr indigene Jugendliche ziehen für ein Studium in die Stadt. Jedoch ist es für sie in vielerlei Hinsicht eine grosse Herausforderung. Sie verfügen oft nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel, so dass sie sich eine stabile Wohnsituation und gesunde Ernährung nicht leisten können. Auch fehlt es ihnen häufig an einer adäquaten Betreuung. Hinzu kommt, dass sie immer wieder auf Diskriminierung stossen.

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José Antonio Dumas und Katya Mallea von FENAMAD koordinieren und leiten das Bildungsprojekt in Puerto Maldonado und Pilcopata. FENAMAD unterstützt die indigenen Studierenden bei ihrem gefühlten Spagat zwischen dem Leben in ihrer Gemeinschaft und dem Studium in der Stadt. Für die Zeit während ihres Studiums können die Studierenden in der «Casa Miraflores» wohnen. Das Wohnhaus, welches von FENAMAD zur Verfügung gestellt wird, bietet den Jugendlichen einen geschützten Raum, wo sie wohnen und lernen können. Zudem werden sie von Katya Mallea (r.), einer psychologischen Fachperson, individuell betreut, um sie in ihrem Selbstbewusstsein und bei der Entwicklung ihrer Zukunftspläne zu unterstützen. Sie erhalten auch Nachhilfeunterricht und können künstlerische Workshops besuchen.

Eine halbe Stunde Bootsfahrt von Puerto Maldonado entfernt liegt ein Gemeinschaftsgarten, der von den Jugendlichen unter der Leitung eines ehemaligen Studenten und diplomierten Landwirts betreut und gepflegt wird. Der Weg über das Wasser ist im peruanischen Amazonas normal, oft sogar die einzige Möglichkeit. Je nach Wasserstand und Witterung besuchen sie den Garten zweimal in der Woche in einer kleinen Gruppe.

Nach der Bootsfahrt führt der Weg eine halbe Stunde lang durch den Regenwald.

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Im Garten angekommen, packen sie sofort mit an. Viele Jugendliche hatten bereits in jungen Jahren in ihren Dorfgemeinschaften bei der Gartenarbeit mitgeholfen und kennen sich daher gut aus. Auch der Ertrag wird gesammelt. Auf dem Bild ist zum Beispiel Kurkuma zu sehen, welche sie in der Küche verwenden. Durch die Gartenarbeit lernen die Jugendlichen unter anderem, Verantwortung für ihre eigene Existenz zu übernehmen.  

Sie bauen auch Kochbananen an, welche ein wichtiger Bestandteil der peruanischen Küche sind, vor allem im Amazonastiefland. Die Erträge aus dem Gemeinschaftsgarten sorgen für eine ausgewogene Ernährung der Studierenden. Ausserdem ermöglicht er ihnen eine natur- und kulturnahe Beschäftigung und ist ein wichtiger Ausgleich zum Leben in der Stadt. 

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Das Bildungsprojekt wäre ohne eine enge Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften nicht möglich. Deshalb besucht FENAMAD regelmässig die Gemeinden, um die Probleme und Bedürfnisse der indigenen Gemeinschaften zu erkennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Auch bei diesen Besuchen führt der Weg häufig übers Wasser.

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Bei unserem letzten Besuch gingen wir mit der FENAMAD nach Puerto Luz. Es gab eine ausführliche Sitzung mit der Dorfgemeinde. Wir tauschten uns aus über das Studium und das Leben der Jugendlichen in der Stadt, fernab ihrer Familien. Das Studium in der Stadt ist auch ein Politikum für die ganze Gemeinde, es wird ein Resultat für die Gemeinschaft erwartet. Diese Sitzung hatte klar gezeigt, wie wichtig das Betreuungsangebot der FENAMAD in Puerto Maldonado für diese jungen indigenen Studierenden ist. Bestätigt wurde uns dies auch in den verschiedenen Gesprächen mit den Eltern und den Lehrpersonen der Sekundarschule. 

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Bei den Besuchen in den Dorfgemeinschaften führt die FENAMAD Gespräche mit den Jugendlichen und ihren Eltern. Bei diesen Gesprächen werden Fragen, Schwierigkeiten, aber auch Erwartungen und Wünsche diskutiert. So konnte in den letzten Jahren gegenseitiges Vertrauen entstehen und das Projekt hat sich in den indigenen Gemeinschaften gut etabliert. 

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Viele Studierende kommen aus Gemeinschaften, die in fünf Stunden oder in einigen Fällen in mehreren Tagen zu erreichen sind. Je nach Wasserstand des Flusses, kann es sogar vorkommen, dass sie ihre Familien mehrere Monate nicht besuchen können. Hinzu kommt, dass der Transport sehr teuer ist. 

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Neu unterstützt die FENAMAD auch Sekundarschüler und Sekundarschülerinnen in Huacaria, einer Gemeinde, in der Machigenkas, Wachiperis und Quechuas zusammenleben. In Huacaria selber gibt es keine Sekundarschule. Die nächste liegt in Pilcopata – zu weit weg, als dass die Jugendlichen aus Huacaria die Schule konstant und reibungslos besuchen könnten.

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Dies ist einer der Gründe, weswegen viele indigene Jugendliche aus Huacaria nicht über die Primarschule hinauskommen. Die Gemeinde sucht deshalb zusammen mit der FENAMAD einen Weg, wie diese häufigen Schulabbrüche gestoppt werden können.

Die Lösung ist ein Wohnhaus in Pilcopata für die Schüler und Schülerinnen aus Huacaria aber auch für jene aus noch weiter entfernten Gemeinden. EcoSolidar hat den Bau dieses Wohnhauses, bestehend aus Schlafzimmern, WCs und Duschen, einer Küche und einer «Maloka» (Gemeinschaftshaus) in der Mitte, finanziert. 

Die «Maloka» wurde von den Eltern und ihren Kindern in Gemeinschaftsarbeit gebaut. Mit diesem Wohnhaus wollen sie den Schulabbrüchen entgegenwirken, die unter anderem durch zu lange Schulwege aber auch durch Armut verursacht werden. So können die Jugendlichen unter der Woche in Pilcopata wohnen, wo sich auch die Sekundarschule befindet, und am Wochenende in ihre Gemeinden zurückkehren. Die Gemeinde will die Aufsicht und Zubereitung der Verpflegung der Jugendlichen organisieren, die FENAMAD wird einen Tutor oder eine Tutorin zur schulischen Betreuung stellen. 

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In Amalia, einer sehr kleinen Gemeinde, gibt es eine Primarschule, die von der Gemeinde selber aufgebaut wurde. Diese Primarschule wird derzeit von 12 Kindern besucht. Diese Kinder sollen später die Möglichkeit haben, eine Sekundarschule zu besuchen. FENAMAD steht der Gemeinde als beratender, vermittelnder Ansprechpartner zur Verfügung.

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Amalia ist nur mit dem Boot oder in einem mehrstündigen Fussmarsch durch den Regenwald zu erreichen. Die FENAMAD arbeitet mit voller Hingabe; in Zusammenarbeit mit den Gemeinschaften und den Studierenden ist sie in der Lage, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. 

Indigene Jugendliche zwischen Amazonas und Stadt

Immer mehr Jugendliche aus indigenen Dorfgemeinschaften im peruanischen Amazonasgebiet ziehen für eine Ausbildung nach Puerto Maldonado. In der Stadt angekommen, stehen viele vor existenziellen Problemen.

Fenamed – Jugendliche aus indigenen Dorfgemeinschaften

Indigene Jugendliche zwischen Amazonas und Stadt

Immer mehr Jugendliche aus indigenen Dorfgemeinschaften im peruanischen Amazonasgebiet ziehen für eine Ausbildung nach Puerto Maldonado. In der Stadt angekommen, stehen viele vor existenziellen Problemen.

Unsere Partnerorganisation FENAMAD (Federación Nativa del Río de Madre de Dios y afluentes) unterstützt die Jugendlichen in ihrem Lebensalltag so, dass sie ihr Studium abschliessen können. Das Wohnhaus «Casa Miraflores», bietet den Studierenden einen geschützten Raum, wo sie wohnen und lernen können. Eine psychologische Fachperson betreut die Jugendlichen individuell, um sie in ihrem Selbstbewusstsein und bei der Entwicklung ihrer Zukunftspläne zu unterstützen.

Fotoreportage aus dem Projekt in Peru

Bessere Zukunft durch Ausbildung

Maribel Meshi Shanocua kommt aus der indigenen Gemeinschaft der Ese Eja. Sie ist 26 Jahre alt und hat eine fünfjährige Tochter, die bei den Grosseltern lebt. Sie möchte ihrer Tochter eine bessere Zukunft ermöglichen und studiert deshalb in Puerto Maldonado Krankenpflege. In der Casa Miraflores hat sie eine sichere Unterkunft während ihrem Studium gefunden.

Indigene Kinder benachteiligt vom BIldungssystem

Maribel macht sich auf den Weg von der Casa Miraflores zu ihrer Schule. Im Bildungssystem in Peru sind indigene Kinder und Jugendliche von Anfang an benachteiligt. An den öffentlichen Schulen dominiert die spanische Sprache und die Qualität der Schulen hängt direkt von der wirtschaftlichen Situation der Eltern ab, die in der indigenen Bevölkerung besonders schwach ist. Für eine gute Schulbildung müssen sie ihre Gemeinden verlassen.

Maribel macht eine Ausbildung in der Krankenpflege, um später eine Stelle im Gesundheitsbereich zu finden.

Peru Studentenunterkunft

Mit anderen indigenen Jugendlichen wohnt sie zusammen in der Studentenunterkunft Casa Miraflores. Die Haushaltsarbeiten erledigen die Studenten und Studentinnen gemeinsam. In der Küche kochen sie zusammen, putzen und tauschen sich über den Tag aus.

Leben indignere Familien

Zuhause im Dorf: Maribels Vater ist Fischer und sammelt Kastanien, ihre Mutter übt ein Kunsthandwerk aus und verkauft ihre Erzeugnisse in der Stadt. Die beiden haben noch sechs weitere Kinder. Sie freuen sich sehr, wenn Maribel zu Besuch kommt und von ihrem Leben in der Stadt erzählt.

Asubildung Lehrperson für interkulturelle Bildung

Segundo Rogelio Zumaeta Saavedra kommt aus der indigenen Gemeinschaft Yine. Weil es in seiner Gemeinschaft kaum zweisprachige Lehrer gibt, hat er sich zu einer Ausbildung als Lehrperson für interkulturelle Bildung entschieden

Indigene Dorfgemeinschaft – Kleinbäuerin

Segundo Rogelio mit seiner Mutter. Er ist 24 Jahre alt und der Jüngste von 10 Kindern. Seine Mutter ist Kleinbäuerin, seinen Vater hat er früh verloren.

Indigene Jugendliche – Peru

Der Unterschied zwischen dem Leben in der Stadt und im Dorf ist gross. In den Gesprächen mit den indigenen Jugendlichen wird deutlich, wie schwierig es für sie ist, ihre Familie und die Gemeinschaft zu verlassen und wie sehr ihnen das Leben im Dorf fehlt. Segundo Rogelio hilft beim Besuch zu Hause bei der Zubereitung des traditionellen Maisgetränks „Masato“.

Hochschule in Puerto Maldonado

Segundo Rogelio jobt in einem Restaurant in der Stadt, um Geld für sein Studium zu verdienen.Viele Eltern schicken ihre Kinder wenn irgendwie möglich auf eine Hochschule nach Puerto Maldonado. Oft können sie sich aber die Kosten für Unterkunft und Verpflegung in der Stadt kaum leisten.

Internetzugang im Amazonasgebiet

Segundo Rogelio sucht Netzempfang. Seine Dorfgemeinschaft liegt weit entfernt von der Stadt im Amazonasgebiet.

Indigene Jugendliche Studienweg

Der Weg von der Stadt nach Hause ist weit und muss mit dem Boot zurückgelegt werden. Katya Mallea (vorne rechts), die sich in Puerto Maldonado um die Jugendlichen kümmert, begleitet sie auch immer wieder auf den Besuchen in ihre Heimatdörfer.

Peru – Indigene Jugendliche Ausbildung in der Stadt

Der Spagat, den die Jugendlichen für ein Studium in der Stadt schaffen müssen, ist gross. Es ist nicht leicht für sie, in der Stadt einen neuen Halt zu finden. Gleichzeitig wissen sie, dass es für ihre Familien und die ganze Gemeinschaft existenziell ist, dass ihnen dieser Schritt gelingt. Es lastet also ein grosser Druck auf den jungen Menschen.

Fenamad – psychologische Unterstützung

Katya Mallea von FENAMAD kümmert sich als Psychologin in der Casa Miraflores um die Jugendlichen. Sie unterstützt sie bei schulischen Fragen und dabei, sich in der Stadt zurechtzufinden ohne ihre kulturelle Identität zu verlieren.

Gruppenworkshops zur Förderung der Sozialkompetenz

Als Psychologin betreut Katya Mallea die Jugendlichen individuell, um sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und organisiert Gruppen-Workshops zur Förderung der Sozialkompetenz und der Persönlichkeitsentwicklung. Auch das Zusammenleben der Studierenden als Gemeinschaft steht im Zentrum.

Casa Miraflores – Wohnheim für Jugendliche

Die Casa Miraflores wurde 2017 durch Unterstützung von EcoSolidar renoviert. Küche und Schlafzimmer wurden erneuert und ein Zaun ums Gelände errichtet, denn das Haus befindet sich in einer eher gefährlichen Gegend von Puerto Maldonado. Die Jugendlichen bewegen sich vorsichtig und sind froh, dass das Wohnheim aus Sicherheitsgründen neue Türen und Schlösser erhalten hat.

Miraflores – Wohnheim für Studenten Peru

Die Haushaltsarbeiten erledigen die Studenten und Studentinnen gemeinsam. Sie kochen, putzen und pflegen den Garten rund ums Haus, wo sie Gemüse und Blumen anpflanzen.