Indigene Jugendliche zwischen Amazonas und Stadt
Immer mehr Jugendliche aus indigenen Dorfgemeinschaften im peruanischen Amazonasgebiet ziehen für eine Ausbildung nach Puerto Maldonado. In der Stadt angekommen, stehen viele vor existenziellen Problemen.
Unsere Partnerorganisation FENAMAD (Federación Nativa del Río de Madre de Dios y afluentes) unterstützt die Jugendlichen in ihrem Lebensalltag so, dass sie ihr Studium abschliessen können. Das Wohnhaus «Casa Miraflores», bietet den Studierenden einen geschützten Raum, wo sie wohnen und lernen können. Eine psychologische Fachperson betreut die Jugendlichen individuell, um sie in ihrem Selbstbewusstsein und bei der Entwicklung ihrer Zukunftspläne zu unterstützen.
Fotoreportage aus dem Projekt in Peru
Maribel Meshi Shanocua kommt aus der indigenen Gemeinschaft der Ese Eja. Sie ist 26 Jahre alt und hat eine fünfjährige Tochter, die bei den Grosseltern lebt. Sie möchte ihrer Tochter eine bessere Zukunft ermöglichen und studiert deshalb in Puerto Maldonado Krankenpflege. In der Casa Miraflores hat sie eine sichere Unterkunft während ihrem Studium gefunden.
Maribel macht sich auf den Weg von der Casa Miraflores zu ihrer Schule. Im Bildungssystem in Peru sind indigene Kinder und Jugendliche von Anfang an benachteiligt. An den öffentlichen Schulen dominiert die spanische Sprache und die Qualität der Schulen hängt direkt von der wirtschaftlichen Situation der Eltern ab, die in der indigenen Bevölkerung besonders schwach ist. Für eine gute Schulbildung müssen sie ihre Gemeinden verlassen.
Maribel macht eine Ausbildung in der Krankenpflege, um später eine Stelle im Gesundheitsbereich zu finden.
Mit anderen indigenen Jugendlichen wohnt sie zusammen in der Studentenunterkunft Casa Miraflores. Die Haushaltsarbeiten erledigen die Studenten und Studentinnen gemeinsam. In der Küche kochen sie zusammen, putzen und tauschen sich über den Tag aus.
Zuhause im Dorf: Maribels Vater ist Fischer und sammelt Kastanien, ihre Mutter übt ein Kunsthandwerk aus und verkauft ihre Erzeugnisse in der Stadt. Die beiden haben noch sechs weitere Kinder. Sie freuen sich sehr, wenn Maribel zu Besuch kommt und von ihrem Leben in der Stadt erzählt.
Segundo Rogelio Zumaeta Saavedra kommt aus der indigenen Gemeinschaft Yine. Weil es in seiner Gemeinschaft kaum zweisprachige Lehrer gibt, hat er sich zu einer Ausbildung als Lehrperson für interkulturelle Bildung entschieden
Segundo Rogelio mit seiner Mutter. Er ist 24 Jahre alt und der Jüngste von 10 Kindern. Seine Mutter ist Kleinbäuerin, seinen Vater hat er früh verloren.
Der Unterschied zwischen dem Leben in der Stadt und im Dorf ist gross. In den Gesprächen mit den indigenen Jugendlichen wird deutlich, wie schwierig es für sie ist, ihre Familie und die Gemeinschaft zu verlassen und wie sehr ihnen das Leben im Dorf fehlt. Segundo Rogelio hilft beim Besuch zu Hause bei der Zubereitung des traditionellen Maisgetränks „Masato“.
Segundo Rogelio jobt in einem Restaurant in der Stadt, um Geld für sein Studium zu verdienen.Viele Eltern schicken ihre Kinder wenn irgendwie möglich auf eine Hochschule nach Puerto Maldonado. Oft können sie sich aber die Kosten für Unterkunft und Verpflegung in der Stadt kaum leisten.
Segundo Rogelio sucht Netzempfang. Seine Dorfgemeinschaft liegt weit entfernt von der Stadt im Amazonasgebiet.
Der Weg von der Stadt nach Hause ist weit und muss mit dem Boot zurückgelegt werden. Katya Mallea (vorne rechts), die sich in Puerto Maldonado um die Jugendlichen kümmert, begleitet sie auch immer wieder auf den Besuchen in ihre Heimatdörfer.
Der Spagat, den die Jugendlichen für ein Studium in der Stadt schaffen müssen, ist gross. Es ist nicht leicht für sie, in der Stadt einen neuen Halt zu finden. Gleichzeitig wissen sie, dass es für ihre Familien und die ganze Gemeinschaft existenziell ist, dass ihnen dieser Schritt gelingt. Es lastet also ein grosser Druck auf den jungen Menschen.
Katya Mallea von FENAMAD kümmert sich als Psychologin in der Casa Miraflores um die Jugendlichen. Sie unterstützt sie bei schulischen Fragen und dabei, sich in der Stadt zurechtzufinden ohne ihre kulturelle Identität zu verlieren.
Als Psychologin betreut Katya Mallea die Jugendlichen individuell, um sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und organisiert Gruppen-Workshops zur Förderung der Sozialkompetenz und der Persönlichkeitsentwicklung. Auch das Zusammenleben der Studierenden als Gemeinschaft steht im Zentrum.
Die Casa Miraflores wurde 2017 durch Unterstützung von EcoSolidar renoviert. Küche und Schlafzimmer wurden erneuert und ein Zaun ums Gelände errichtet, denn das Haus befindet sich in einer eher gefährlichen Gegend von Puerto Maldonado. Die Jugendlichen bewegen sich vorsichtig und sind froh, dass das Wohnheim aus Sicherheitsgründen neue Türen und Schlösser erhalten hat.
Die Haushaltsarbeiten erledigen die Studenten und Studentinnen gemeinsam. Sie kochen, putzen und pflegen den Garten rund ums Haus, wo sie Gemüse und Blumen anpflanzen.