Indigene machen ihre Stimme hörbar

Während Jahrhunderten wurden in Peru die indigene Kultur und die indigene Bevölkerung diskriminiert. Diese Unterdrückung dauert bis heute an, vor allem im Bildungssystem und in den Medien. Hier setzt das Radioprojekt an. Pukllasunchis stellt mit Schulen und Frauengruppen zweisprachige Radiosendungen zusammen: auf Quechua und Spanisch. Kinder werden durch das Radioprojekt auf interaktive und kreative Weise unterrichtet und setzen sich mit indigenen Weltanschauungen auseinander. Das Radio strahlt die zweisprachigen Sendungen der Frauengruppen und Kinder aus. Indigenes Wissen und Quechua finden somit in den Medien ihren Platz.
Photos: Christian Jaeggi.

Fotoreportage aus dem Projekt in Peru

Schulunterricht in Tiracancha, Peru: José führt ein Interview mit Dania. Dania erzählt auf Quechua über die Bedeutung von Wasser in ihrem Alltag, in ihrem Dorf und in der indigenen Kosmovision. Das Interview wird später im Radio ausgestrahlt.

Die Mitschülerinnen und Mitschüler ergänzen den Beitrag von Dania. Sie haben sich verkleidet, um voll und ganz in ihre Rolle als Frösche hineinzuschlüpfen. Die Kinder entscheiden, was ihre Sendungen beinhalten sollen und setzen ihre Ideen sehr einfallsreich um.

Dania lebt in Tiracancha, einem kleinen Dörfchen in den peruanischen Anden. Berge, Flüsse, Mais und die ganze Natur haben hier eine wichtige Bedeutung.

Zu Hause spricht Dania mit ihren Eltern und Geschwistern Quechua.

In der Schule hören Dania und ihre KlassenkameradInnen zweisprachige Radiosendungen anderer Schulklassen und Regionen. Nach Anhören der Sendungen werden unterschiedliche Sichtweisen, Themen und Bräuche in der Klasse besprochen. Die Radiosendungen sind für die Lehrerinnen und Lehrer eine wichtige Grundlage für einen interkulturellen Unterricht.

Der Schulunterricht von Dania war bisher hauptsächlich auf Spanisch. Dania und ihre Schulkameradinnen und Schulkameraden sprechen aber untereinander und zu Hause Quechua. Dank dem Radioprojekt führen die Lehrkräfte heute einen Grossteil ihres Unterrichts auf Quechua und Spanisch und lassen indigenes Wissen in den Unterricht einfliessen.

Die Kinder und Lehrpersonen stellen den Eltern ihre Radiobeiträge vor. Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich zudem für die Produktion ihrer Radiobeiträge regelmässig mit den Gemeindemitgliedern aus. Die Schule ist dadurch für die Eltern und die Gemeinde präsenter und nimmt einen wichtigeren Stellenwert ein. Die Schulpräsenz der Kinder wird gesteigert.

Victoria Hualla und Segundina Arroní sind heute live auf Sendung. Victoria Hualla wurde von Pukllasunchis als Radiosprecherin ausgebildet. Für ihre Radiobeiträge bindet Victoria Hualla die Einwohnerinnen und Einwohner von Santa Rosa mit ein. Die Sendungen sind auf Quechua.

Victoria Hualla ist Teil einer Frauengruppe in Santa Rosa. In den Radiosendungen gibt sie Frauen aus Santa Rosa eine wichtige Stimme. Die Frauengruppe hat dieses Jahr als Schwerpunkt der Radioprogramme den Schutz des andinen Ökosystems gewählt.

Victoria Hualla lebt mit ihrem Mann Alipio und ihren beiden Kindern in der Nähe von Santa Rosa. Victoria ist als Radiosprecherin oft unterwegs. Alipio ist sehr stolz auf ihre Arbeit und auf ihr Engagement in der Frauengruppe.

Emiliano Ramos erzählt eine Geschichte aus den Anden im Aufnahmestudio von Pukllasunchis in Cusco. Er ist 76 Jahre alt.

Ysabel Palomino Gutiérrez, Radiosprecherin und Mitarbeiterin von Pukllasunchis, gibt Herrn Ramos Hinweise, wie seine Beiträge noch besser klingen. Raul nimmt die Erzählung auf und gibt den Tonaufnahmen der Schulen und der Frauengruppen den letzten Schliff.

Das nächste Radioprogramm ist fertig. Ysabel übergibt die Aufnahmen dem Sender Santa Monica in Cusco.

Lokale und regionale Radios strahlen die Programme von Pukllasunchis aus. Pukllasunchis hat ein Abkommen mit verschiedenen Sendern in den Städten und in ländlichen Regionen.

Alejandro Flores Guerra ist Leiter des Radiosenders Nueva Vida de Tiracancha.

Pukllasunchis produziert die Programme Sisichakunaq Pukllaynin, „Das Ameisenspiel“ für Kinder und Quiñi Quiñicha, „Heiss und kalt“ für Erwachsene.

Die Sendungen von Pukllasunchis sind sowohl auf dem Land als auch in den Städten sehr beliebt. Am Marktstand von Frau Marcelina Paukar Puna im Zentrum von Cusco laufen die Sendungen jeden Tag. Die Kundinnen und Kunden sind begeistert von den Programmen von Pukllasunchis.

Die Radiosendungen erleichtern auch die Arbeit auf dem Feld. Herr Ipolito Huanaco kann nun seine Lieblingssendungen in seiner Muttersprache hören. Zudem schätzt er die Beiträge über die Landwirtschaft in den Sendungen von Pukllasunchis. Er erfährt, wie Bäuerinnen und Bauern in anderen Regionen ihr Land bewirtschaften.

Auch bei der Arbeit in den Salzterrassen werden die Radiosendungen von Pukllasunchis regelmässig gehört. Das Radio spielt in Peru nach wie vor eine sehr wichtige Rolle. Gerade in so abgelegenen Orten ist es das Medium, über das man sich informiert.