PROJEKTBESUCH IN GRIECHENLAND

Über eine Unterstützerin von EcoSolidar lernten wir im letzten Jahr den Verein networkANTHROPIA kennen. Gegründet haben ihn drei Personen aus der Schweiz, die sich bei privaten Hilfseinsätzen auf der griechischen Insel Lesbos kennengelernt hatten. Seit 2017 arbeitet networkANTHROPIA in der Stadt Lavrio in der Nähe von Athen mit geflüchteten Frauen und Kindern, hauptsächlich Kurdinnen aus Syrien, dem Irak und der Türkei, die in verschiedenen Camps leben. In einer ersten Kennenlernphase unterstützten wir ihre Arbeit mit einem kleineren Beitrag. Im Juli 2021 war es nun möglich, das Projekt vor Ort zu besuchen, um eine längerfristige Zusammenarbeit zu planen.

Das Zentrum Anthropia

Herzstück des Projektes ist das „Zentrum Anthropia“, eine Wohnung mitten in der Stadt Lavrio, wo sich Frauen und Kinder aus den Camps zu Sprachunterricht und Workshops treffen. Die meisten von ihnen haben eine traumatische Flucht hinter sich und ihre Zukunft ist ungewiss. Das Zentrum bietet ihnen einen geschützten Raum ausserhalb des schwierigen Camp-Alltags, wo sie zur Ruhe kommen und in der Gruppe Halt finden können. Es gibt wöchentlichen Unterricht in Griechisch, Englisch und Deutsch. Die neuen Sprachkenntnisse fördern das Selbstvertrauen und ermöglichen die Kommunikation an veschiedenen Orten, etwa an der örtlichen Schule und im Zielland. Die Ressourcen der Frauen werden gezielt individuell gestärkt. Sie werden dazu ermutigt, sich auf ihre Fertigkeiten und Kenntnisse zu besinnen und sie haben die Möglichkeit, diese in der Gruppe einzubringen. So entstehen Workshops zum Beispiel in Kunsthandwerk, Musik und Schneiderei.

Die ganzheitliche Arbeitsweise von networkANTHROPIA überzeugt uns. Das Projekt lebt von der Beteiligung der Frauen und bezieht sie aktiv in die Gestaltung des Programms ein. Einige Frauen leiten Workshops und arbeiten als Angestellte im Team mit. Ganz bewusst sucht das Projekt auch die lokale Verankerung und die Vernetzung zwischen den Einheimischen und den geflüchteten Menschen. Neben der humanitären Hilfe, die networkANTHROPIA in diesem Kontext auch leistet, geht es in der Arbeit am Zentrum um die nachhaltige Stärkung der Menschen. Die Erfahrung, dass sie in ihrer verzweifelten Situation Ermutigung und Solidarität erleben dürfen und die praktischen Kenntnisse, die sie in den Kursen erlangen, nehmen die Frauen und Kinder mit auf ihrem weiteren Weg. Aus den gemeinsamen Aktivitäten und aus den guten Momenten schöpfen die Frauen Kraft und den Mut, sich den Herausforderungen zu stellen. Die Zeit am Zentrum bedeutet nicht zuletzt einen Bruch mit der eigenen Fluchtgeschichte.

Das Projekt lebt von der Beteiligung der Frauen. Neben dem Sprachunterricht können sie sich mit ihren Fertigkeiten in der Gruppe einbringen. So entstehen Workshops wie dieser in Fingerknüpfen.

Team Anthropia

Rena, Renata und Mervin koordinieren gemeinsam die Arbeit am Zentrum. Mervin (rechts) kommt aus Syrien, Rena (links) ist Griechin aus Lavrio und Renata ist eine der drei GründerInnen von networkANTHROPIA aus der Schweiz. Sie lebt in Lavrio.

Basteln

Wir besuchten das Projekt im Sommer während den Schulferien. Diese Kinder nehmen am Ferienprogramm teil, wo sie malen und basteln.

Wasserspiel

In diesem Camp leben die Familien in alten Containern. Im Sommer herrscht hier grosse Hitze und Wasserspiele sind eine willkommene Erfrischung. Die Kinder freuen sich und es herrscht eine ausgelassene Stimmung.

Ab und zu organisiert networkANTHORPIA Ausflüge zum nahegelegenen Strand. Auf unserem Besuch wurde dabei zudem ein Kindergeburtstag gefeiert. Diese unbeschwerten gemeinsamen Stunden ausserhalb der Camps sind erholsam für die Frauen und Kinder und bedeuten ihnen viel.