Gegen Gewalt an Frauen
SIEDS (Society for Informal Education and Development Studies) arbeitet in Bangalore, Indien, zum Thema Gewalt an Frauen. Ein Teil der Arbeit besteht aus Beratung der Frauen und rechtlicher Begleitung von einzelnen Fällen. Dabei werden auch die Männer und Familien in die Mediationsprozesse mit einbezogen. Gleichzeitig betreibt SIEDS Aufklärungs- und Informationskampagnen in der Bevölkerung und bei den Behörden. Neu stehen die Selbstorganisation von Frauen in Gruppen und die Gemeindearbeit mit Frauen, Männern und Kindern vermehrt im Zentrum. Um die Zukunft der Organisation zu sichern, hat SIEDS vor einigen Jahren begonnen, bewusst junge Mitarbeiterinnen anzustellen. Das Miteinander der beiden Generationen funktioniert sehr gut. Die neuen Mitarbeiterinnen übernehmen zunehmend Verantwortung und entwickeln zusätzliche Kompetenzen.
Die Arbeit findet in drei Quartieren statt, in einem unterstützt durch eine indische Stiftung. EcoSolidar ist seit 25 Jahren ein wichtiger Partner für SIEDS, weil wir neben der Genderarbeit auch bewusst die Organisation selbst und deren Weiterentwicklung unterstützen. Photos Christian Jaeggi
Fotoreportage aus dem Projekt in Indien
In Anekal ist mit SIEDS eine Frauengruppe entstanden, in der sich Frauen regelmässig treffen und austauschen. Sie erzählen sich ihre Geschichten, lernen voneinander und stärken sich gegenseitig. An einem grösseren Treffen kommen sehr viele Frauen und Kinder zusammen, es wird auch gemeinsam gesungen und gegessen.
Einzelne Frauen erzählen ihre Geschichten, einzelne erzählen von sehr schwierigen Gewalterfahrungen, andere erzählen davon, wie sie aus dem Leben in Gewalt herausgefunden haben.
Hier erzählt eine Taxifahrerin von ihren Erfahrungen und den Herausforderungen als Frau in diesem Beruf.
In Kolar bietet SIEDS unter anderem Beratungen an, bei denen Frauen ihre Anliegen besprechen und konkrete Hilfe sowie rechtliche Beratung in Anspruch nehmen können. Ein aktuelles Thema ist die Ausbeutung von Frauen in Tankstellenjobs. Alleinstehende Frauen werden schlecht bezahlt und so abhängig gemacht, dass sie sich beim Besitzer verschulden. SIEDS unterstützt die betroffenen Frauen dabei, sich bei der Polizei dagegen zur Wehr zu setzen.
Kolar ist die älteste Gemeinde in der Arbeit von SIEDS. Das Zentrum besitzt eine Bibliothek, auf die SIEDS sehr stolz ist. Es sind Bücher zum Thema Frauenrechte und der Arbeit, die SIEDS macht. Diese Bücher nutzt SIEDS auch zur Information und Wissensvermittlung in der Bevölkerung.
In Bagalur führt SIEDS neu mit der Unterstützung von jungen SozialarbeiterInnen ein Zentrum, das die Funktion eines Quartierzentrums hat. Dabei geht es um die Stärkung der Frauen in allen Lebensbereichen, wobei der Zugang zu Wissen und zu den Rechten, die den Menschen zustehen, im Zentrum steht. Hier können die Frauen auch an Schulungen zum Thema Hygiene, Menstruation und Verhütung teilnehmen.
Frauen können Computerkenntnisse erwerben, sich individuell bei verschiedenen Problemen oder Anliegen beraten lassen und erhalten Unterstützung bei Behördengängen, wenn sie dies möchten.
Begleitend sind immer die Aufklärung und Wissensvermittlung zum Thema häusliche und öffentliche Gewalt an Frauen vorhanden. Die Frauen sollen Informationen erhalten darüber, was sie im Falle von Gewalt tun und an wen sie sich wenden können.
Frauen kommen hierher, um sich zu treffen und einfach mal in einem geschützten Rahmen eine Pause zu machen. Frauen werden im Quartierzentrum in allen Lebensbereichen abgeholt und unterstützt.
Die Arbeit mit den Kindern ist ein aktiver Teil der Gemeindearbeit am Zentrum in Bagalur. Sie werden als Gruppe betreut und können ihre Freizeit mit Spielen, Malen und Tanzen verbringen oder ihre Hausaufgaben machen und für die Schule lernen.
Die Kinder können auch eigenständig in das Zentrum kommen ohne Begleitung ihrer Mütter oder Väter. Somit ist die ganze Lebenswelt der Quartierbevölkerung im Zentrum Thema und es ist für alle offen.
In diesem Zentrum findet die Arbeit auch explizit mit den Männern statt. Gemäss der Idee der aufsuchenden Sozialarbeit werden sie an verschiedenen Orten im Quartier aufgesucht und ins Zentrum eingeladen. Dort können sie Spiele spielen, sich unterhalten und austauschen. Sie bekommen mit, was die Frauen machen und es entstehen keine Befürchtungen, die Frauen könnten sich gegen sie stellen. Die Männer sind auch Teil des Zentrums und können sich selbst über verschiedene Themen informieren.
Kavitha hat vor sechs Jahren in einer schlimmen Ehe Gewalt erlebt. Sie kam dann zu SIEDS und hat sich in den vergangenen Jahren aus ihrer Situation befreit. Heute lebt sie in ihrer eigenen Wohnung und hat einen bedeutenden Wandel in ihrem Leben geschafft. SIEDS und die Frauengruppe hat sie begleitet und ihr Mut gegeben.
Gemeinsam mit Rheka (links), die eine ähnliche Geschichte hinter sich hat, ist Kavitha ein Aushängeschild für SIEDS. Ihre Geschichte gibt anderen Frauen Mut und Kraft. Bei unserem diesjährigen Besuch waren die beiden Frauen dabei, sich eigene Häuser zu bauen. Diese Erfolgsgeschichten sind möglich, weil SIEDS beharrlich und langfristig mit den betroffenen Frauen zusammen für ihre Rechte kämpft.