Solidarität in unsicheren Zeiten

Als wir beschlossen, eine Sondernummer unseres INFO-Magazins zu gestalten, wussten wir: Dieses Heft soll die aktuellen, tiefgreifenden, spürbaren und beunruhigenden Entwicklungen in Politik und Gesellschaft zum Ausgangspunkt nehmen. An unserer Retraite im Sommer sprachen wir über das, was viele von uns gerade beschäftigt: Die internationalen Konflikte und die Klimakrise. Die Bedrohung demokratischer Strukturen und die Verrohung im Umgang miteinander. Die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die sich weiter verschärfen. Und nicht zuletzt die wachsende Unsicherheit, die sich auch in der Entwicklungszusammenarbeit zeigt – in Kürzungen, in neuen politischen Prioritäten, in der Frage, wie viel Solidarität noch Platz hat in einer Welt, in der sich die Länder zunehmend gegeneinander abschotten.

Diese Entwicklungen bewegen uns. Und gleichzeitig haben wir gemerkt: Vieles davon ist nicht neu. Unsere Partnerorganisationen im globalen Süden arbeiten seit Jahren – oft Jahrzehnten – in politischen und sozialen Kontexten, die instabil, gewaltsam oder repressiv sind. Also haben wir uns gefragt: Sehen sie die Weltlage genauso wie wir? Oder erleben sie die Situation aus einer ganz anderen Perspektive? Spüren sie die Kürzungen? Wie reagieren sie darauf? Was bedeutet Solidarität für sie und was erwarten sie von uns?

Wir wollten diese Fragen nicht für uns selbst beantworten. Deshalb haben wir zwei Videokonferenzen organisiert: Eine mit unseren lokalen Partnerorganisationen in Peru und Costa Rica und eine zweite mit Partnerorganisationen in Kambodscha, Indien und Malawi. Vier Stunden intensiver Austausch mit insgesamt acht Menschen, die unsere Arbeit prägen, tragen, hinterfragen und ohne die es EcoSolidar nicht gäbe. Die Gespräche waren offen, ehrlich und berührend.

Die Stimmen unserer Partner:innen sind nicht beschönigend, aber auch nicht klagend. Sie sind fordernd, klar, inspiriert und oft erstaunlich hoffnungsvoll. Denn bei aller Analyse, bei aller Kritik an globalen Ungleichheiten, ist da immer auch die Überzeugung, dass Veränderung möglich ist. Nicht morgen, nicht irgendwo, sondern heute, hier, mit den Menschen, mit denen wir arbeiten. Wir bei EcoSolidar glauben, dass genau darin die Stärke der Entwicklungszusammenarbeit liegt. Nicht in Zahlen und Projektberichten, sondern in Beziehungen, in Vertrauen und gegenseitigem Respekt.

Hier geht es zur INFO-Sonderausgabe.

Dieses Heft ist eine Einladung, gemeinsam weiterzudenken – und dazu möchten wir auch Ihre Perspektiven hören. Wie erleben Sie die aktuellen Entwicklungen? Welche Form von Entwicklungszusammenarbeit halten Sie für wirksam? Teilen Sie Ihre Gedanken mit uns: info@ecosolidar.ch – wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.