
Iniciativa Colibrí: Die grosse Wirkung dieses kleinen Projekts
Die Iniciativa Colibrí in Nicaragua unterstützt sozial gefährdete Kinder und Jugendliche im Stadtteil von Estelí. Projektleiterin María Jesús ist selbst in diesem Viertel aufgewachsen und lebt dort noch immer. Das Zentrum Colibrí bietet den Kindern und Jugendlichen einen Raum, in dem sie sich durch Theaterspielen erholen, sich frei fühlen, sich gegenseitig stärken und sich ihrer Gefühle bewusst werden können.
Es gibt drei Theatergruppen, die nach Alter und Leistungsniveau strukturiert sind, sowie eine Lesegruppe, in der auch die Kleinsten beschäftigt werden. Die Pflege und Instandhaltung des Quartierszentrums und des dazugehörigen Gartens übernehmen die Teilnehmenden selbst. Regelmässig ist zudem eine Psychologin im Zentrum präsent, die den Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen Begleitung und Unterstützung bietet.
Derzeit nehmen 35 Kinder und Jugendliche aktiv an den verschiedenen Theater‑ und Lesegruppen teil. Weitere Personen engagieren sich gelegentlich, und eine Frauengruppe trifft sich regelmässig im Zentrum. Trotz seiner geringen Grösse – die jährlichen Projektkosten belaufen sich auf etwa 10 000 CHF – wirkt die Iniciativa Colibrí mit grosser Strahlkraft und nachhaltigem Einfluss im Viertel. Das Zentrum stellt für die Bewohner:innen und die Teilnehmenden eine verlässliche Konstante dar, die unabhängig von persönlichen Schicksalen oder politisch schwierigen und unberechenbaren Zeiten kontinuierlich präsent ist.
Die Wirkung des Quartierszentrums auf das Leben der Teilnehmenden, ihrer Familien und Freunde ist enorm. Ehemalige, langjährige Teilnehmer:innen berichten, dass sie durch die jahrelangen Erfahrungen im Projekt persönlich gestärkt wurden. Sie wurden Teil einer Gemeinschaft, die Demokratie aktiv lernt und lebt, konnten sich ausprobieren und ihre eigenen Kompetenzen ausbauen. Heute trauen sie sich, vor Publikum aufzutreten, authentisch zu sein und zu ihrer Meinung zu stehen.
Fotoreportage aus dem Projekt in Nicaragua

Die Projektleiterin und Gründerin des Projekts, María Jesús, kennt die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien sehr gut. Wenn sie sich von zu Hause auf den Weg ins Quartierzentrum macht, trifft sie oft schon unterwegs auf sie.

Die Bewohner:innen des Quartiers kennen und schätzen die «profe Mary», wie sie liebevoll genannt wird, sehr.

María Jesús hat das Projekt vor 13 Jahren gemeinsam mit ihrer Nichte gegründet. Seitdem setzt sie sich mit viel Herzblut und all ihrer Energie für diese Arbeit ein. Viele Teilnehmende begleitet sie über Jahre hinweg. Dadurch entsteht eine starke Bindung zwischen ihnen und dem Zentrum.

Wenn die Kinder und Jugendlichen am Nachmittag im Quartierzentrum eintreffen, kümmern sie sich zunächst um die gesamte Anlage. Bei jedem Treffen gibt es verschiedene Aufgaben zu erledigen. Jemand muss die Blumen im Garten giessen, den Innenraum feucht wischen, die Toiletten aufschliessen und die Aktivitäten vorbereiten. Dabei helfen alle mit, und die älteren Teilnehmenden übernehmen Leitungsaufgaben in den verschiedenen Gruppen.

Bei Colibrí hat jede:r einen Platz und ist willkommen. Die gemeinsamen Aktivitäten und der Austausch miteinander stehen im Vordergrund. Deshalb beginnt jede Theater- oder Lesegruppe mit einem gemeinsamen Teil, in dem die Kinder und Jugendlichen sich austauschen, über schöne und schwierige Situationen sprechen oder einfach miteinander spielen und Spass haben.

In der Projektarbeit mit den Kindern und Jugendlichen spielen die persönliche Entwicklung und die Stärkung der Persönlichkeit eine zentrale Rolle.

Die Kinderpsychologin Maritza führt regelmässig Sitzungen zum Thema „Mein Lebensweg“ durch. Dabei werden die Kinder und Jugendlichen darin unterstützt, sich ihrer Gefühle und Emotionen bewusst zu werden und ihnen Ausdruck zu verleihen, sich persönlich weiter zu entwickeln und ihr Selbstvertrauen zu stärken.

In der Lesegruppe geht es um das gemeinsame Lesen und darum, Lesekompetenzen zu stärken, Literatur zu entdecken, in Geschichten einzutauchen sowie eigene Geschichten zu schreiben.

Das Quartierzentrum bietet drei Theatergruppen an, die sich an unterschiedliche Alter und Niveaus wenden. Einige Teilnehmende der ältesten Gruppe übernehmen dabei die Co-Leitung der jüngeren Gruppen. Hier werden verschiedene Techniken und Improvisation geübt und einmal im Jahr ein grosses Theaterstück erarbeitet.

Die Iniciativa Colibrí nimmt regelmässig an Theaterfestivals und Workshops teil, an denen die Kinder und Jugendlichen die Theaterstücke vorführen und neue Kompetenzen erwerben. Auf diesem Foto reiste eine Gruppe von Colibrí nach El Salvador.

Um die Quartierbewohner:innen in die Aktivitäten einzubinden, organisiert die Iniciativa Colibrí jährlich ein Quartierfest: An zahlreichen Ständen werden verschiedene, grösstenteils selbstgemachte Artikel oder Speisen verkauft. Der Erlös fliesst in das Projekt.

Alba (14) und Enmanuel (16) möchten beide Schauspieler:in werden. Sie haben früher schon in anderen Gruppen Theater gespielt. Sie erzählen, dass sie sich dort entweder zu sehr gedrängt oder zurückgehalten fühlten.

Bei Colibrí fühlen sich beide sehr wohl und können sich in ihrem eigenen Tempo entfalten. Ihnen gefällt, dass die Gruppe im Zentrum steht und alle gemeinsam unterwegs sind.












































































































